Öffentlicher Infoanlass | 12. November 2019

Die Zukunft des Bell-Areals bewegt die Krienserinnen und Krienser

Was soll auf dem Bell-Areal entstehen, wenn dort keine Turbinen mehr produziert und gewartet werden? Die Stadt Kriens und Logis Suisse haben die Bevölkerung zum Infoanlass geladen. Die Krienserinnen und Krienser kamen in Scharen.
Für den Stadtrat und Bauvorsteher Matthias Senn war es ein «Schock», als die Firma Andritz Hydro AG vor vier Jahren mitteilte, dass sie ihre Produktionsstätte in Kriens aufgeben will. «Wir haben aber schnell erkannt, dass sich auf dem Areal eine riesige und einmalige Chance bietet, die Stadt weiter zu entwickeln», sagte Senn vor rund 120 Krienserinnen und Kriensern. Diese waren am 4. November 2019 trotz des nasskalten Wetters der Einladung der Stadt Kriens und der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft Logis Suisse AG gefolgt und liessen sich im Schappesaal über die geplante Entwicklung des Bell-Areals informieren.
Das 38’000 Quadratmeter grosse Areal, das heute nur heute nur wenigen zugänglich ist, soll in den nächsten Jahren zum offenen und ganztägig belebten Stadtteil werden. «Noch nie hat der Stadtrat so viel Zeit investiert mit der Frage, was man mit einem Areal macht», sagte Matthias Senn vor dem Publikum. Es sei aussergewöhnlich, dass man ein Stadtteil fast von Null auf aufbauen könne. Das bringe aber auch eine grosse Verantwortung mit sich.
«Mit den Leuten ins Gespräch kommen»
Erstmals stellte sich auch die Grundeigentümerin des Bell-Areals, die Logis Suisse, einem breiten Publikum vor. Logis-Vizepräsident Peter Schmid betonte, wie wichtig es sei, auf dem Weg zum «einem attraktiven und lebendigen Stück Stadt» die Bevölkerung mitzunehmen. «Es liegt uns am Herzen, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen – und zwar von Anfang an.»
Es dauert noch einige Jahre, bis auf dem Areal gebaut wird: Im nächsten Jahr werden verschiedene Teams mit Stadtplanern, Architekten, Landschaftsarchitekten und weiteren Spezialisten zu einem städtebaulichen Planungsverfahren eingeladen, um Konzepte zur Bebauung des Areals entwickeln. In rund einem Jahr soll das Umzonungsverfahren starten, bevor es an die Planung und Realisierung gehen kann. Bezogen werden kann das Areal frühestens 2031.
Bewusst früh die Öffentlichkeit informieren
Die Stadt Kriens und Logis Suisse kommunizieren bewusst früh, denn den Kooperationspartnern ist eine sorgfältige und bedürfnisgerechte Entwicklung des Bell-Areals wichtig. Noch bis mindestens Ende 2022 wird die Andritz Hydro AG in Kriens Turbinen herstellen und warten, ihren Verwaltungssitz wird sie auch darüber hinaus auf dem Areal behalten. Auch die Marty Korrosionsschutz AG bleibt noch mindestens zwei Jahre Mieterin auf dem Bell-Areal.
Robert Salkeld, Projektleiter beim Planungs- und Entwicklungsunternehmen EBP, stellte den Anwesenden die fünf Leitsätze vor, nach welchen sich die Entwicklung des Bell-Areals richten wird. Danach wurden aus den rund 120 Zuhörerinnen und Zuhörern im Saal selbst Stadtplanerinnen, Architekten und Visionärinnen: An fünf Marktständen konnten sie zu den einzelnen Leitsätzen Stellung nehmen, Fragen stellen und ihre Anregungen auf Post-its schreiben.
Forderung nach ausgewogenem Wohnungsangebot und öffentlichem Grünraum
Es gab rege Diskussionen, viele schrieben ihre Gedanken und Ideen auf ein Post-it und hängten es auf die Plakate zu den einzelnen Leitsätzen. Andere nutzten die Gelegenheit, sich mit alten und neuen Bekannten über die Zukunft des Bell-Areals oder gerade der ganzen Stadt Kriens zu unterhalten. Es wurden auch Erinnerungen an alte Zeiten ausgetauscht, unter den Anwesenden waren auch einige ehemalige Bell-Mitarbeitende. Auf grosses Interesse stiess auch ein Modell des Areals, das im Schappesaal aufgestellt worden war.
Die Diskussionen und Hinweise an den einzelnen Marktständen wurden danach im Plenum vorgestellt. Demnach ist vielen Teilnehmenden des Infoanlasses eine Öffnung des Areals wichtig, die Belebung des öffentlichen Raums, ein ausgewogenes Wohnungsangebot, eine ausgeglichene Mischung zwischen Wohnen und Arbeiten sowie öffentlicher Grünraum. Viele Krienserinnen und Krienser wünschen sich auch mehr Restaurants, Cafés und Bars. Unter den Inputs für den künftigen Stadtteil waren auch sehr konkrete Ideen wie begrünte Fassaden, ein Ort zum Maskenschnitzen, öffentliche Toiletten oder ein Dorfbrunnen. Sogar der Bau einer U-Bahn-Station wurde angeregt.
«Schön, dass wir alle dasselbe Interesse haben»
Die Hauptanliegen, die am Infoabend geäussert wurden, decken sich auch mit den Ergebnissen der Online-Umfrage, die zwischen Ende August und Mitte Oktober durchgeführt wurde. Gastronomie, Kulturbetriebe sowie Dienstleistungen und Läden wurden dort am häufigsten genannt auf die Frage, was es in Kriens am dringendsten brauche. Auch öffentlich zugänglicher Grünraum stand zuoberst auf der Wunschliste der 872 Teilnehmenden der Umfrage – in erster Linie Krienserinnen und Krienser, aus jeder Altersklasse und in allen möglichen beruflichen Situationen.
Es sei eine Herausforderung, ein lebenswertes Quartier zu schaffen, betonte Peter Schmid zum Schluss des öffentlichen Infoabends im Schappesaal. «Aber es ist schön, dass wir alle dasselbe Interesse haben: nämlich ein lebendiges Stück Stadt für alle zu schaffen.»
Impressionen vom Informationsabend im Schappesaal: