Podiumsgespräch | 20. Oktober 2023

Das Bell-Areal auf gutem Weg zu einem belebten Stück Stadt

Am 29. August 2023 startete die öffentliche Auflage des Bebauungsplans und der Teilzonenplanänderung. Am Tag darauf hiess die Grundeigentümerin Logis Suisse rund 60 Interessierte auf dem Bell-Areal zum Podiumsgespräch willkommen. Aus verschiedenen Perspektiven wurden Fragen beleuchtet, die für das neue Stück Stadt relevant sind: Wie entsteht ein lebendiger öffentlicher Stadtraum? Welche publikumsorientierten Nutzungen braucht es? Welche Rolle spielt dabei das Gewerbe?

Erfolgsfaktoren für ein gelungenes Stück Stadt

Als Einstieg in die Thematik zeigte Michael Hauser anhand des Sulzerareals in Winterthur die wesentlichen Erfolgsfaktoren für eine Arealentwicklung auf. Der heutige Coach für Ortsentwicklung und Immobilienprojekte war als damaliger Stadtbaumeister von Winterthur direkt ins Projekt involviert. Das Sulzerareal ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie aus einem ehemaligen Industrieareal ein lebendiges Stadtviertel mit Geschichte entstehen konnte, das einen gesunden Mix aus Wohnen, Arbeiten und Leben bietet.

«Wichtig ist, dass etwas Neues entsteht, das nicht austauschbar ist, aber die Geschichte weitererzählt, von der das Areal lebt», so Hauser. Historische Gebäude und Hallen seien das Rückgrat eines Areals und äusserst wertvoll. Eine Arealentwicklung sollte deshalb stets einen gewissen Anteil an Bestand enthalten. Wie auch auf dem Sulzerareal bleiben auf dem Bell-Areal Zeugen der industriellen Vergangenheit erhalten – und sie werden aufgewertet: Rund um sie wird sich das öffentliche Leben drehen.

Für das öffentliche Leben – und damit die Belebung eines neuen Stadtteils – zentral sind die Freiräume, deren Nutzung sowie deren Anbindung an die angrenzenden Erdgeschoss- respektive Gewerbenutzungen. Dies wurde nicht nur deutlich im Inputreferat, sondern auch im anschliessenden Gespräch, moderiert von Urs Steiger, Experte für Raum- und Landschaftsentwicklung. Auf das Podium gesellten sich nebst Michael Hauser die Krienser Stadtpräsidentin Christine Kaufmann-Wolf, der Architekt und Vertreter des Planerteams Donat Senn, sowie Peter Schmid, Verwaltungsratspräsident der Grundeigentümerin Logis Suisse AG.

Die Rolle des Freiraums und Gewerbes für einen belebten Ort

Damit die Leute überhaupt auf das neue Areal kommen, müsse der Freiraum und das Gewerbe der Erwartungen der Bevölkerung entsprechen, sind sich alle einig.

Beim Freiraum kann die Bevölkerung direkt miteinbezogen werden, zum Beispiel bei Mitwirkungsprozessen: Wozu sollen die Freiräume genutzt werden, was soll dort stattfinden? Dies wirft allerdings eine weitere Frage auf: Wer regelt die Nutzung? Vor allem mit Blick auf den Entscheid des Krienser Einwohnerrats, dass die Stadt auf den Kauf des Platzes verzichtet (wir haben berichtet) ist dies zu klären. «Natürlich hätten wir begrüsst, dass die Stadt den Platz kauft, gerade auch weil das Siegerprojekt wegen seiner Offenheit ausgewählt wurde», so Schmid. «Wir halten aber natürlich an unserem Ziel fest, einen öffentlichen Platz für alle Krienserinnen und Krienser zu schaffen. Doch als Grundeigentümerin werden nun wir zu verantworten haben, wie der Platz genutzt und bespielt werden soll, welche Aktivitäten stattfinden sollen.»

Beim Gewerbe stellt sich die Frage: Wo ist welche Gewerbeart sinnvoll und was wird von der Quartierbevölkerung auch gebraucht? So kann zum Beispiel «lautes» Gewerbe wie Produktionen oder Industriebetriebe nicht dort untergebracht werden, wo gewohnt wird – zu viel Lärm. Läden mit Laufkundschaft ziehen im Gegensatz zu «geschlossenem» Gewerbe Leute an und bringen Leben aufs Areal – sofern es keine leerstehenden Gewerbeflächen gibt. Die Befürchtung ist nämlich gross, dass es aufgrund der vom Einwohnerrat geforderten Erhöhung des Gewerbeanteils auf 25 Prozent – sprich 20’000 Quadratmeter – zu Leerständen kommt. Damit ist niemandem gedient, auch dem heutigen Gewerbe nicht. «Den Entscheid des Einwohnerrats gilt es zu respektieren, aber Leerstände wären schlimm fürs Quartier», betont die Stadtpräsidentin. Das Gewerbe, so wird im Gespräch klar, wird also noch zu reden geben (was sich kurz darauf bestätigt: die Luzerner Zeitung und zentralplus griffen das Thema auf).

Insgesamt hat der Abend gezeigt, dass das Bell-Areal auf gutem Weg ist, zu einem gelungenen Stück Stadt zu werden. Dem Projekt begegnet die Krienser Bevölkerung mit Wohlwollen, nicht zuletzt, weil sie seit Beginn mitreden kann und offen informiert wird.