Gewerbeanalyse Kriens | 13. Mai 2024
Erhöhter Gewerbeanteil und was das für Kriens bedeutet
Eine ausgewogene Mischung von Gewerbe und Wohnen wird eine wichtige Rolle spielen, damit das künftige Bell-Areal zu einem lebendigen Stück Stadt wird. In der 1. Lesung des Krienser Einwohnerrats sorgte der Mindest-Gewerbeanteil von 20 Prozent bzw. 16’000 m2 für Gesprächsstoff. Schliesslich wurde eine Erhöhung auf 25 Prozent beschlossen, was 20’000 m2 Gewerbeflächen entspricht (wir haben berichtet). In der Folge wurde sowohl am öffentlichen Podiumsgespräch im Herbst 2023 als auch in den Medien darüber diskutiert. Die Befürchtungen sind gross, dass der erhöhte Gewerbeanteil zu Leerständen führt – und damit ein belebtes Stadtzentrum verhindert.
Die Grundeigentümerin Logis Suisse AG wollte die Faktenlage genauer kennen und liess eine fundierte Gewerbeanalyse machen: Wie wird sich das Gewerbe in Kriens und Umgebung in den nächsten Jahren entwickeln? Wie viel Raum braucht es – und was geschieht in Sachen Wohnraum?
Die unabhängige Standort- und Marktanalyse von Wüest Partner macht deutlich: Der Bedarf an Gewerberaum ist auch in absehbarer Zeit mehr als gedeckt, prognostiziert wird gar ein Überangebot, da in den nächsten Jahren in und um Kriens viel neue Gewerbeflächen auf den Markt kommen werden. Eine Erhöhung des Gewerbeanteils schafft Leerstände – alleine für die Gewerbeflächen auf dem Bell-Areal müssten ca. 1’000 Arbeitsplätze, bzw. 100 Betriebe, angesiedelt werden. Mit dem ursprünglichen Mindestanteil von 20 Prozent werden dem Gewerbe gut frequentierte bzw. gut erreichbare Standorte geboten, mit 25 Prozent wird das Gewerbe in nachteilige Lagen wie Obergeschosse verdrängt. Zudem geht die Erhöhung vor allem auf Kosten von bezahlbarem Wohnraum, für den es eine hohe Nachfrage gibt und was ein Schritt in die falsche Richtung ist. (Weitere Infos: umfassende Studie, Zusammenfassung)
Damit es nicht so weit kommt, ist zu hoffen, dass der Einwohnerrat in der 2. Lesung am 23. Mai 2024 die neuen Erkenntnisse diskutiert und den Mindestanteil an Gewerbe wieder auf die ursprünglichen 20 Prozent senkt. Dies erlaubt die notwendige Flexibilität, sich den Bedürfnissen anzupassen, das vorhandene Krienser Gewerbe nicht zu sehr zu konkurrenzieren, Leerstände zu vermeiden und die Belebung des künftigen Stadtzentrums zu gewährleisten. «Wir reden von einem Mindestanteil! Wenn tatsächlich mehr Gewerberaum gefragt ist, können wir darauf eingehen und zusätzliche Flächen zur Verfügung stellen. Doch solange der bezahlbare Wohnraum so dringend benötigt und – wie die Marktanalyse zeigt – ein grosses Überangebot an Gewerbeflächen entstehen wird, wäre der erhöhte Mindestanteil von 25 Prozent eine falsche Weichenstellung», betont Nicola Fuso, Geschäftsleiter von Logis Suisse.